Das Muttergottesheiligtum von Sumela, griechisch: Παναγια Σουμελα (Panagia Soumela), türkisch: Sümela Manastιrι, zählt zu den bedeutendsten Wallfahrtsorten der griechisch-orthodoxen Kirche. Es befindet sich in einer abgeschiedenen Region im Nordosten der Türkei, ungefähr 45 Kilometer südlich der Hafenstadt Trabzon. Es ist schwer erreichbar, da es an die Felswand einer engen Gebirgsschlucht gebaut worden ist. Es ist die Schlucht des Flusses Altιndere (in der Antike: Pyxites). Die Klosteranlage befindet sich auf etwa 1200 m Seehöhe. |
Die Klosteranlage aus der Ferne |
Das Kloster wurde im 14. Jahrhundert zur Zeit der Herrschaft der Komnenen errichtet. Man geht aber davon aus, dass schon davor an dieser Stelle ein Heiligtum existierte. Laut byzantinischen Legenden soll das Kloster im 4. Jahrhundert nach Chr. gegründet worden sein. Das heutige Aussehen erhielt es großteils durch Neu- und Zubauten im 19. Jahrhundert. In Folge der Niederlage der Griechen in griechisch-türkischen Krieg im 20. Jahrhundert musste das Kloster von den Griechen geräumt werden und seitdem ist die Klosteranlage - obwohl eine wichtige Touristenattraktion, abgesehen von wenigen Restaurierungsarbeiten, mehr oder minder dem Verfall preisgegeben. |
Das Heiligtum der Panagia Sumela |
Abgeleitet wird das Beiname »Sumela« vom griechischen Wort für schwarz »melas«. Das Wort soll sich auf den Berg beziehen, worauf die Anlage errichtet worden ist. Tatsächlich ist die Felsformation stellenweise von schwärzlicher Farbe. Doch erscheint diese Erklärung relativ oberflächlich. Möglicherweise bezieht sich dieser Beiname auf die Muttergottes selbst, in der Bedeutung »Schwarze Madonna«. Schwarze Madonnenbilder sind in Europa, aber auch in Südamerika nicht selten. Oft sind es Bilder von hoher Verehrung, so wie die Schwarze Madonna von Tschenstochau (polnisch: Czestochowa) in Polen oder jene Schwarze Madonna vom berühmten Wallfahrtsort Montserrat in Nordspanien. Die Ursprünge dieser Schwarzen Madonnen vermutet man in vorchristlichen Muttergottheiten. Diese überaus mächtigen Fruchtbarkeitsgöttinnen sind uns in vielen Namen aus der Antike überliefert, so als Magna Mater oder Kybele in Kleinasien oder als Kali, die schwarze Göttin, in Indien. |
Panagia Sumela |
Das Allerheiligste befindet sich in einer tiefen Grotte. Es handelt sich um eine natürliche Nische, welche ca. 12 m tief und um die 15 m hoch ist. Die der Muttergottes geweihte Kirche befindet sich an der tiefsten Stelle der Grotte. Hier waren auch die wichtigsten religiösen Gegenstände aufbewahrt worden. Dies waren ein Bild der Muttergottes, das der Heilige Lukas selbst gemalt haben soll und eine Reliquie vom Kreuz Jesu. |
Heilige Grotte |
Im Zentrum der Anlage befindet sich ein Marmorbecken, wo das von der Felswand abtropfende Wasser aufgefangen wird. Dies gilt als heiliges Wasser. Jeden ersten Sonntag im Monat wurde das Wasser durch die Reliquie geweiht. Hier spiegelt sich vermutlich ein vorchristliches Wasser- und Fruchtbarkeitsritual wider. |
Becken mit geweihtem Wasser |
Dass die Ursprünge dieses heiligen Ortes möglicherweise in vorchristlicher Zeit liegen, scheint auch folgendes Indiz zu belegen.
Über der Grotte sieht man in den Fels gearbeitete Strukturen, die aufgrund ihrer Ähnlichkeit zu prähistorischen Steinbauten, beispielsweise den prähistorischen Felsbauten auf dem Burgberg von Myrina auf Lemnos, aus vorgeschichtlicher Zeit zu stammen scheinen.
Somit könnte es durchaus sein, dass dies einst der Kultplatz einer mächtigen Muttergottheit war, welcher sich in christlicher Zeit zu diesem bedeutenden Wallfahrtsort der Muttergottes wandelte. |
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