O wähne niemand, dass ich schwach und feige sei Und ruheliebend! Immer war ich andrer Art, Furchtbar den Feinden und den Freunden wohlgesinnt Euripides, Medea Frauenfigur mit erhobenen Armen aus dem Kollektivgrab von Ergeta, Kolchis |
Geradezu als Inbegriff eines Landes von starken Frauen kann man die Region nördlich und südlich des Kaukasusgebirges betrachten.
In die griechischen Antike war es Medea, die Tochter des Königs von Kolchis, welche als extrem starke Persönlichkeit beschrieben wurde.
Medea galt als sehr kluge Frau, die auch über Zauberkräfte verfügte, aber als äußerst gewissenlos und radikal beim Durchsetzen ihrer Ziele. Sie hinterging ihren Vater aus Liebe zu einem Fremden, dem Griechen Iason. Sie opferte ihren Bruder, um ihre Flucht aus Kolchis zu ermöglichen. Aber sie ging auch so weit, ihre eigenen Söhne zu opfern, um ihren Mann Iason zu strafen, als dieser sie wegen einer anderen Frau verließ.
Die Mythen und Sagen des Kaukasus bezeugen ebenso die besondere Stellung der Frau.
Im kaukasischen Narten-Sagenkomplex spielt eine mächtige Frau die zentrale Rolle. Die Urmutter aller Narten ist die verführerische und weise Satanaya. In den Nartensagen kommt ein egalitäres Verhältnis zwischen Männern und Frauen zum Ausdruck. Göttinnen und Heldinnen spielen eine wichtige Rolle.
Satanaya verkörpert Weisheit und Intelligenz, sie ist auch eine Zauberin und Seherin. Sie steht für Schönheit, ewige Jugend, aber auch für Leidenschaft und Wollust.
In diesem Zusammenhang ist wenig überraschend aber sehr bezeichnend, dass es im Mittelalter eine Königin namens Tamar (1184 - 1213) gewesen ist, welche Georgien zum Höhepunkt seiner Macht führte. Sie repräsentiert das Goldene Zeitalter Georgiens. |
Frau seitlich auf einem Pferd sitzend, aus Makhvilauri / Kolchis |
In der griechischen Antike galt Kolchis als fernes und aufgrund seines Goldes reiches Land. Darum wurde der griechische Held Iason nach Kolchis geschickt, er hatte den Auftrag das berühmte Goldene Vlies zu holen.
Als die Griechen in der 1. Hälfte des 1. Jahrtausends vor Chr. in die Region des östlichen Schwarzmeergebietes vordrangen, trafen sie auf ein staatlich organisiertes Volk von hoher Entwicklungsstufe. Vom 8. bis 1. Jahrhundert vor Chr. existierte hier das Königreich Kolchis mit einer ganz eigenständigen Kultur. Das politische Zentrum befand sich im Landesinneren, am Fluss Phasis (heute Rioni). Die in den antiken Quellen genannte Hauptstadt Kutaia ist mit der heutigen Stadt Kutaisi zu identifizieren.
Die Kolchis war zur der Zeit, als die Griechen dieses Land kennenlernten, sicher kein Land der Amazonen und auch kein Land matriarchaler Sozialordnung. Aber es war ein Land mit relativ ausgewogenem Geschlechterverhältnis und das war für die patriarchalen Griechen schon ein guter Grund in der Kolchis die Heimat der selbstbewussten Medea zu sehen.
Ganz speziell kennzeichnend für die Kolchis sind Darstellungen von reitenden Frauen. Sie sitzen immer seitlich auf dem Pferd, häufig halten sie ein Kind im Arm. Diese dürfte die Hauptgöttin der Kolcher darstellen - eine Göttin, welche für den Glauben an die Wiedergeburt steht, daher waren für die Kolcher pompöse Einzelbestattungen nicht von Bedeutung, da man sich in den zukünftigen Generationen wiederfand. Leben und Tod waren ein ewiger Kreislauf, ein reich ausgestattetes Einzelgrab daher sinnlos. Der Wiedergeburtsglaube war schon seit der Steinzeit vorherrschend und damit verbunden war die besondere Bedeutung der Frau, denn nur sie kann gebären. |
Frau mit Kind seitlich auf einem Pferd sitzend, aus Tsaishi / Kolchis |
Die weitaus meisten Quellen lokalisieren die Amazonen am Fluss Thermodon, im nördlichen Zentralanatolien, an der Südküste des Schwarzen Meeres. Aber es gibt daneben auch die Überlieferung von kaukasischen Amazonen. Hier ist die wesentliche Quelle der griechische Historiker und Geograf Strabon (63 vor Chr. bis 23 nach Chr.). Er gilt als relativ seriöse Quelle, da er selbst viel reiste und ältere Quellen, die er zitierte, kritisch hinterfragte.
Er erwähnt im Zuge der Beschreibung der Kaukasusregion, dass in den Bergen über Albania Amazonen lebten. Albania ist eine Region, die grob mit Ostgeorgien und Aserbaidschan gleichzusetzen ist. Als nähere Angabe des Wohnortes der Amazonen wird ein Fluss Mermadalis erwähnt. Dieser Fluss entspringt im Kaukasusmassiv, fließt dann durch das Gebiet der Amazonen, durchfließt anschließend eine Wüste und mündet in die Maiotis (= das Asowsche Meer).
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Gürtelschnalle aus Bronze, gefunden in Ghebi, nördliches Zentralgeorgien Die Schnalle ist ikonographisch der kolchischen Kultur zuzuordnen. Eine Frau mit erhobenen Armen sitzt auf dem Rücken von zwei stilisierten Hirschfiguren. |
Eine konkrete Lokalisierung dieses Amazonenlandes auf Basis der Angaben Strabons ist schwierig. Legt man das Schwergewicht auf den Ortshinweis »Albania«, müsste das Land im östlichen Teil des Kaukasus zu finden sein. Berücksichtigt man die Angabe, dass der Fluss, welcher durch das Amazonenland fließt, in das Asowsche Meer mündet, kommt eigentlich nur der Kuban oder einer seiner Nebenflüsse in Frage. Dann müsste das Land im westlichen Teil des Kaukasus, also nördlich der Kolchis zu finden sein. |
Schematische Zeichnung auf einem bronzenen Schmuckblatt eines Gürtels Gefunden wurde das Schmuckblatt in einem Grab in Zchinwali (Südossetien). Datiert wird es ins 8./7. Jahrhundert vor Chr. Es zeigt eine reitende Frau mit Pfeil und Bogen. Sie sitzt seitlich auf dem Pferd. |
Einen möglichen Lösungsansatz bietet die archäologische Forschung. In Südossetien wurden Gräber und Fundgegenstände entdeckt,
welche eine Assoziation mit Amazonen suggerieren.
In Tli (Tlia), im nördlichen Teil Südossetiens, im zentralkaukasischen Hochgebirge, wurden Frauengräber mit Waffenbeigaben entdeckt. Sie stammen aus der Spätbronzezeit und der frühen Eisenzeit. Allerdings wurden ebenso Männergräber mit Waffenbeigaben gefunden, diese sind auch in der Überzahl. Auffallend ist in Tli, dass sich kaum Unterschiede in der Reichhaltigkeit der Ausstattungen feststellen lassen. Männer und Frauen erscheinen durchwegs recht wohlhabend. Die meisten Gräber in Tli sind Einzelbestattungen. Kollektivbestattungen gibt es, aber nur in geringer Zahl.
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Literatur | |
Gerhard Pöllauer, Die verlorene Geschichte der Amazonen Neueste Forschungserkenntnisse über das sagenumwobene Frauenvolk ISBN: 978-3-902096-88-3; Paperback, 148 Seiten, 87 Schwarzweiß-Abbildungen, 3 Skizzen Preis: EUR 13,00
Dieses Buch begibt sich auf die Spuren der sagenumwobenen Amazonen. Es beleuchtet die berühmte Amazonensage
in all ihren Facetten, begibt sich auf eine archäologische Spurensuche und liefert neueste
Forschungserkenntnisse aus der legendären Heimat der Amazonen am Fluss Thermodon und von der einst von Amazonen
bewohnten Insel Lemnos. Eingehende Untersuchungen der antiken Amazonensagen in Kombination mit neuesten
Entdeckungen vor Ort entschlüsseln den geheimnisvollen Mythos über das berühmte Frauenvolk.
Zahlreiche Abbildungen dokumentieren die Forschungsergebnisse. |
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Gerhard Pöllauer, Geheimnisvolles Lemnos. Die von Frauen beherrschte Insel
ISBN: 978-3-902096-77-7; Paperback, 128 Seiten, 97 Schwarzweiß-Abbildungen, 3 Abbildungen in Farbe, 1 Karte Preis: EUR 13,00
Die in der Nordägäis gelegene, relativ unbekannte griechische Insel Lemnos hat eine großartige vorgeschichtliche
Vergangenheit vorzuweisen. Vor 5000 Jahren entwickelte sich hier eine bedeutende Hochkultur mit
eindrucksvollen Stadtanlagen, mächtigen Felsbauten und Ehrfurcht einflößenden Heiligtümern.
Die Entdeckung der frühbronzezeitlichen Fundstätte von Poliochni gilt als sensationell.
Diese Siedlung wird aufgrund ihrer Ausmaße und ihrer Entwicklungsreife als die älteste Stadt Europas bezeichnet.
Auch Myrina im Westen und Hephaistia im Norden beeindrucken mit ihrer erstaunlichen prähistorischen Hinterlassenschaft.
Vermutlich hatte noch eine vierte städtische Siedlung ganz im Nordosten der Insel existiert - das sagenhafte Chryse,
welches durch ein Erdbeben im Meer versunken war.
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Heide Göttner-Abendroth, Geschichte matriarchaler Gesellschaften und Entstehung des Patriarchats
Die Matriarchatsforscherin der Gegenwart im deutschsprachigen Raum und darüber hinaus ist
Heide Göttner-Abendroth.
In Ihren Werken widmet sie sich ganz der Erforschung der von der
offiziellen Geschichtsforschung negierten matriarchalen Kultur.
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Aktualisiert: 20. Dezember 2024
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